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BALKANKARAVAN at Kraftfeld, Winterthur

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BALKANKARAVAN programme card A5, season 2017/18 II, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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BALKANKARAVAN programme card A5, season 2017/18 I, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

BALKANKARAVAN at Moods / BOBAN MARKOVIĆ ORKESTAR poster 2016/17 by Simon Trüb @ www.moire.ch

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BALKANKARAVAN at Moods posters, Season 2016/17 II, by Marc Kappeler at www.moire.ch

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BALKANKARAVAN at Moods poster/flyer/newspaper 2016/17 II by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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BALKANKARAVAN programme card A5, season 2016/17 I, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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BALKANKARAVAN at Moods poster 2016/17 by Simon Trüb @ www.moire.ch

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BALKANKARAVAN at Moods poster 2015/16 II by Simon Trüb @ www.moire.ch

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BALKANKARAVAN programme card A5, season 2015/16 II, by Simon Trüb @ www.moire.ch

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BETTER LIFE / Tages Anzeiger von 10.11.2015

"Die Suche nach dem alten Leben" von Denise Marquard

Im Fotoband «Better Life» blicken ein bekannter Fotograf und ein Schriftsteller auf ihre Jugend in Ex-Jugoslawien zurück und vergleichen mit der heutigen Realität.

«Alles wird besser», lautete ein weit verbreiteter Spruch. Auch im Jugoslawien von Josip Broz Tito war er sehr beliebt. Dennoch ist der Vielvölkerstaat vor 20 Jahren zerbrochen. Der Fotograf Goran Potkonjak aus Zürich und der Schriftsteller Miljenko Jergovic aus Zagreb sind in Jugoslawien aufgewachsen. In der Publikation «Better Life» gehen sie der Frage nach, was aus diesem Versprechen geworden ist.

In Zürich ist der 1968 in Gospić geborene Goran Potkonjak kein Unbekannter. Der Mittvierziger ist im wahrsten Sinne des Wortes Balkan-Botschafter ohne offizielles Mandat. Wenn es darum geht, Worldmusic und Jazz aus dieser Gegend hierherzubringen, steckt meist Potkonjak dahinter. Er ist Initiant von «Balkankaravan», einer Reihe im Moods, wo er seine heimatlichen Klänge der Diaspora oder den Schweizern näherbringt. Hauptberuflich ist er Fotograf, mit Spezialisierung auf Architektur.

Ein neuer Blick

Den Anstoss zu «Better Life» gab ein Ereignis in Basel. Bei einer Ausstellung bezeichnete eine Frau aus der ehemaligen DDR Potkonjaks Hochhausbilder aus Zagreb als «düster und depressiv». Das ärgerte ihn. Für ihn waren diese Häuser mit schönen Jugenderinnerungen verbunden. «Es war eine glückliche Zeit», sagt er. Doch die Kritik liess ihn nicht in Ruhe. Er reiste in seine Heimat, um die Städte seiner Jugend mit neuem Blick zu betrachten.

Dieser Blick bestätigte ihm, was er vorher schon wusste: «Die 20-stöckigen Neubausiedlungen aus den 70er- Jahren, die nach einem strengen sozialistischen Plan auf die grünen Wiesen vor Zagreb gebaut worden waren, gehören architektonisch zu den interessantesten jener Zeit.» Die Bauten aus der Neuzeit hingegen sehen für ihn wie überall aus.

Kenner der jugoslawischen Seele

Potkonjaks Fotos werden von Texten begleitet, die Miljenko Jergović verfasst hat. Er gehört zu den grossen europäischen Autoren der Gegenwart. Der 1966 in Sarajevo geborene Schriftsteller und politische Kolumnist ist einer der profundesten Kenner der jugoslawischen Seele. Was die beiden neben der Erinnerung an Titos Jugoslawien verbindet, ist der Krieg, der sie aus ihrem Land trieb.

Sarajevo, Ljubljana, Pristina, Zagreb, Beldgrad, Podgorica und Skopje werden von Jergović beschrieben und von Potkonjak fotografiert. Am meisten Mühe bereitet es den beiden, ihre Herkunftsstädte Zagreb und Sarajevo zu schildern. Bei den andern Porträts sind die Blickwinkel und die Standpunkte verschieden. Potkonjak verzichtet auf jeglichen Wiedererkennungseffekt. Er fotografiert aus Distanz, Menschen sind kaum zu sehen. Häuser stehen im Mittelpunkt. Hier wird der Architekturfotograf sichtbar, wie er den Transformationsprozess der einzelnen Länder festhält. In Skopje zeigt er das Millenniumskreuz, das im Nebel verschwindet. Potkonjaks Aufnahmen sind zum Teil irritierend, zum Teil sind es Metaphern, die sich nicht auf den ersten Blick erschliessen.

Jergović geht auf die Geschichte der Städte und Ländern ein, sehr persönlich, ja teilweise poetisch. Eine heikle Gratwanderung, die er brillant meistert.

 

Belgrad: Die Stadt verändert sich

 Belgrad - düster und trist: Die Vergangenheit löst sich von der heruntergekommenen Hausfassade ab. 

Der Verputz löst sich von der Fassade, und über dem mit Brettern abgesperrten Geschäft steht in roter Schrift auf weissem Grund: Jugolaboratorija. «Das Wort steht für mich stellvertretend für das Experiment Jugoslawien, das durch die verschiedenen Kriege zerstört worden ist», sagt der Fotograf Goran Potkonjak. Belgrad spiele in der Geschichte ein wichtige Rolle. Es war Hauptstadt des Königreichs Jugoslawien, des sozialistischen Jugoslawien sowie der Blockfreien. In den 90er-Jahren war es auch die Stadt, die ihre Panzer in die Bruderstaaten schickte, um zu expandieren und ethnisch zu säubern. Potkonjak fällt auf, dass in keiner andern Stadt so viele verschiedene Vertreter des ehemaligen Jugoslawien leben wie in Belgrad. Die Stadt habe sich verändert.

 

Pristina: Halb fertige Turbo-Architektur

 Pristina: Es gibt unzählige Häuser mit unfertigen Stockwerken.

Welche Ironie der Geschichte. «Heute wird das Amselfeld, von dem die Serben sagen, dass es die Wiege ihrer Geschichte ist, von den Albanern bebaut», sagt Potkonjak. Es werde so viel gebaut, weil die Stadt nach dem Ende des Kosovokrieges mit einer Flut von zurückkehrenden Flüchtlingen zurechtkommen musste. Die ­Architektur habe sogar einen Namen: Turbo-Architektur, weil alles schnell gehen musste. Das Resultat dieser Entwicklung ist sichtbar, es gebe unzählige Häuser mit halb fertigen Stockwerken. Das ist typisch für die Bauweise dieser Region. Früher war das aber nicht anders. Für Potkonjak haben sich zwar die Häuser verändert, die Gesellschaft sei aber archaisch und steif geblieben. «So bilden heute die Albaner die Mehrheit, die meisten Serben wurden vertrieben.»

 

Sarajevo: Die Grenze spaltet die Stadt

 Sarajevo: Die Stadt war ein Museum.

«The Museum is closed» – dieser Satz ist auch für Ausländer lesbar. Er drückt aus, was mit Sarajevos Kultur passiert ist. Der Zerfall von Jugoslawien bekam die bosnisch-herzegowinische Hauptstadt am ärgsten zu spüren. Drei Jahre lag sie unter Dauerbeschuss. Seither führe die innerbosnische Grenze mitten durch Sarajevo. Potkonjak: «Sie spaltet die Stadt in einen kroatisch-bosnischen Teil der Förderation Bosnien-Herzegowina, und einen serbischen Teil der Republika Srpska.» Die gesellschaftlichen Strukturen hindern laut Potkonjak das Land am Vorwärtskommen. Es stagniere. Bis zu den Bosnienkriegen war die Stadt das Symbol für das friedliche Zusammenleben von Bosniern, Serben und Kroaten, für ein Nebeneinander der Religionen, für eine gemeinsame Kultur. (mq)

Goran Potkonjak, Marc Kappeler: Better Life. Selbstverlag, 2015. 15 Fr. In der Buchhandlung Volkshaus erhältlich. ©Tages-Anzeiger

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BALKANKARAVAN programme card A5, season 2015/16 I, by Simon Trüb @ www.moire.ch

BALKANKARAVAN DIVAN

Die erfolgreiche Konzert-Reihe BALKANKARAVAN wird ausgebaut. Neben den beliebten lüpfigen und tanzbaren Abenden, die jeweils an Samstagen stattfinden, präsentieren wir ab Oktober eine neue Konzertreihe unter der Woche: BALKANKARAVAN DIVAN. Nehmen Sie Platz und geniessen Sie Balkanmusik, die auf Jazz, Chanson, World oder Klezmer trifft. Den Auftakt macht am Donnerstag, 1. Oktober die IVO PAPASOV WEDDING BAND aus Bulgarien.

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BALKANKARAVAN SEASON OPENING at Moods poster 2015/16 I by Simon Trüb @ www.moire.ch

FÖRDERVEREIN BALKANKARAVAN

OHR UND ZUNGE SIND DIE AUTOBAHNEN IN DIE HERZEN DER MENSCHEN, UND DER BALKANKARAVAN FÄHRT DIESE ROUTE NUN SCHON SEIT 2008. BEIM ESSEN UND BEI DER MUSIK SIND KEINE SPRACHKENNTNISSE NÖTIG, UM IN EINE FREMDE KULTUR EINZUTAUCHEN. BEIDE ERMÖGLICHEN ES EINEM, NEUGIERIG UND OHNE VORURTEILE VON FREMDEN TELLERN ZU NASCHEN UND ZUTATEN AUS DER EIGENEN KÜCHE BEIZUSTEUERN. IN UNZÄHLIGEN VERANSTALTUNGEN HABEN WIR NICHT NUR DIE SCHWEIZ ERFOLGREICH BALKANISIERT, SONDERN DURFTEN AUCH MITERLEBEN, WIE FREMDE PLÖTZLICH ZU FREUNDEN WURDEN. SO SIEHT FÜR UNS KONKRETE VÖLKERVERSTÄNDIGUNG AUS.

DER BALKANKARAVAN ROLLT WEITER, WILL AUCH IN DEN NÄCHSTEN ZEHN JAHREN DIE VIELFALT DER BALKAN-KULTUR PRÄSENTIEREN. UM DIES ZU ERREICHEN UND UM DIE BALKANKARAVAN-FAMILIE ZU VERGRÖSSERN, HABEN WIR EINEN FÖRDERVEREIN GEGRÜNDET: FÜR NUR CHF 30.– PRO JAHR SIND SIE DABEI, ERHALTEN REGELMÄSSIG INFOS ZU UNSEREN VERANSTALTUNGEN UND EINLADUNGEN FÜR EXKLUSIVE VERANSTALTUNGEN. UND IM GRÜNDUNGSJAHR 2015 GIBT ES ZUR MITGLIEDSCHAFT DAS BUCH «BETTER LIFE» GRATIS DAZU. SCHICKEN SIE DOCH BITTE BEI INTERESSE EINE EMAIL MIT IHREN KONTAKTDATEN AN GORAN@BALKANKARAVAN.CH.

ICH FREUE MICH, SIE BALD ALS FÖRDERMITGLIED AM

GRILL ODER AM KONZERT BEGRÜSSEN ZU DÜRFEN!
 

HERZLICH, GORAN POTKONJAK,

PRÄSIDENT FÖRDERVEREIN BALKANKARAVAN

BETTER LIFE

WAS IST VON DER UTOPIE JUGOSLAWIEN ÜBRIG GEBLIEBEN? RESIGNATION? NOSTALGIE? REUE ÜBER EINEN VERSPIELTEN TRAUM? ODER WURDEN DIE HOFFNUNGEN UND VERSPRECHEN DER UNABHÄNGIGKEIT EINGELÖST?

GORAN POTKONJAK GING AUF FOTOGRAFISCHE ZEITREISE DURCH DIE EHEMALIGEN TEILREPUBLIKEN UND VERSUCHTE, DIESE FRAGEN ZU BEANTWORTEN. SEINE EINDRÜCKLICHEN BILDER AUS LJUBLJANA, ZAGREB, SARAJEVO, BELGRAD, PRISHTINA, PODGORICA UND SKOPJE TRETEN DABEI IN EINEN DIALOG MIT DEN EXKLUSIVEN TEXTEN VON MILJENKO JERGOVIĆ. MIT EINEM NACHWORT VON ANDREAS ERNST.

 


IMPRESSUM:

Herausgeber: Goran Potkonjak und Marc Kappeler für den Förderverein

Balkankaravan, Uster.

Übersetzung: Brigitte Döbert, Berlin

Lektorat: Claude Fankhauser, Bern

Gestaltung: Moiré: Marc Kappeler, Ruth Amstutz, Dominik Huber,

Simon Trüb, Zürich

Tiere Rückseite: Claudia Blum, Zürich

Schriften: Balkankaravan von Moiré, DeVille Beta von Reto Moser

Litho und Druck: Druckerei Odermatt AG, Dallenwil

 

Die Bilder dieser Publikation sind während neun Reisen zwischen März

2013 und Mai 2015 entstanden.

 

Printed in Switzerland

 

© 2015 Förderverein Balkankaravan

© für die Texte: die Autoren

© für die Bilder: Goran Potkonjak

Vertrieb: www.balkankaravan.ch

 

AUTOREN:

Goran Potkonjak

*1968 in Gospić, aufgewachsen in Zagreb, lebt und arbeitet seit 1991

in Zürich und Uster.

Miljenko Jergović

*1966 in Sarajewo, lebt und arbeitet seit 1993 in Zagreb.

Andreas Ernst

*1960 in Zürich, lebt und arbeitet seit 2002 in Belgrad.

Marc Kappeler

*1975 in Bern, lebt und arbeitet seit 1996 in Zürich.

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BETTER LIFE

PODGORICA

von Miljenko Jergović
aus dem Kroatischen von Brigitte Döbert

Historisch gesehen war Cetinje der montenegrinische Regierungssitz, ein winziges, sehr stimmiges Städtchen mit der vollständigen Infrastruktur eines alten Königreichs: Schloss, Residenz, Botschaften und Konsulate aus dem 19. Jahrhundert. Doch 1945, nach dem Sieg über den Faschismus, an dem die Montenegriner als kleinstes der jugoslawischen Völker proportional gesehen den grössten Anteil hatten, wurde Podgorica per Dekret zur Hauptstadt der neu gegründeten Sozialistischen Republik Montenegro ernannt. Im Gegensatz zum alten Regierungssitz in den Bergen hat der Ort, der in einer Ebene liegt, genügend Platz, um sich auszubreiten. Und da er durch Luftangriffe der Alliierten – aus unerfindlichen Gründen wurde Podgorica nächst Zadar von allen jugoslawischen Städten am heftigsten bombardiert – nahezu dem Erdboden gleichgemacht worden war, begann der Wiederaufbau buchstäblich bei Null. Vom alten Podgorica mit dem türkischen Basar ist praktisch nichts erhalten geblieben. 

Nicht nur, dass die Montenegriner sie neu aufzubauen beschlossen, sie gaben der Stadt sofort auch einen neuen Namen: Ab dem 1. August 1946 hiess sie Titograd, und das blieb so bis 1992, bis sie nach dem Zerfall Jugoslawiens per Volksentscheid wieder ihren alten Namen bekam. 1946 hatte das zerstörte, verwüstete Titograd kaum fünftausend Einwohner. Sechzig Jahre später sollten es hundertfünfzigtausend sein. 

Die Stadt hat weder Hauptplatz noch eine klar erkennbare Mitte, ein wildes, urbanistisches Konglomerat bar jeder Schönheit. Was schon deshalb ziemlich schräg ist, weil sie die Hauptstadt der kleinsten und schönsten Republik in der ehemaligen Föderation ist.

In Podgorica fällt nur ganz selten Schnee, weil sich die Ebene zu dem warmen mediterranen Klima hin öffnet, während es in Cetinje, kaum vierzig gemütlich gefahrene Autominuten entfernt, so heftig schneien kann, dass das Städtchen in früheren Epochen oft vom Rest der Welt abgeschnitten war. Nirgends liegen Sommer und Winter so nah beieinander wie in dieser Gegend.

Titograd war während der Sommermonate immer die heisseste Stadt des ehemaligen Jugoslawiens. Wenn die Temperaturen in Sarajevo, Zagreb und Belgrad um die 30 Grad  lagen, waren es in Podgorica 40 Grad. Die Luft war trocken, die Menschen verkrochen sich in ihren Häusern und gingen erst am Abend spazieren, wenn die Hitze erträglich wurde.

Auch in Friedenszeiten gab es im Staat der Vielvölkerverständigung Vorurteile gegenüber den einzelnen Völkern. In der Regel waren diese  Ausdruck eines negativen, ironischen Selbstbildes. So bezeichneten sich die Bosnier selbst als dumm, die Montenegriner als faul. Wie in allen Vorurteilen steckt auch in diesem ein Körnchen Wahrheit (behauptet der Autor dieses Textes, der seiner Geburt und inneren Überzeugung nach – Bosnier ist). Die Montenegriner waren traditionell Krieger und hatten eine unglaubliche Begabung zum Plaudern und Geschichtenerzählen. Das verlieh Podgorica seinen unvergleichlichen Charme: Man fuhr dorthin, um die Leute reden zu hören und ihre Schnurren zu geniessen. 

Montenegro ist ein kleines Land voll gross gewachsener Menschen. In jugoslawischen Statistiken wurde stets betont, die Montenegriner seien im Schnitt 1,90 Meter gross und damit das grösste Volk Europas. Wer weiss, ob das stimmt. Es gab in Jugoslawien das leidenschaftliche Bedürfnis, sich Dinge auszudenken, in denen die Jugoslawen die grössten, stärksten, ältesten, klügsten, dümmsten, besten, schlimmsten etc. waren. Und die Montenegriner waren bei diesen Selbstverherrlichungen natürlich begeistert mit dabei. 

Während der neunziger Jahre blieb Montenegro vom Krieg verschont, so dass Podgorica im Wesentlichen unverändert geblieben ist. Das hatte auf Besucher aus den anderen Teilen des ehemaligen Staates eine interessante Wirkung, die auch die anderen Europäer spürten, welche die Stadt um die Jahrtausendwende bereisten. Abgesehen davon, dass man den Eindruck hatte, in ein ziemlich abgelegenes Land geraten zu sein (nicht zuletzt wegen der schlechten, kaputten Gassen, Wege und Straßen aus der Zeit des Königreichs ), es war ein bisschen wie Zeitmaschine: Rückkehr in die achtziger Jahre, in den jugoslawischen Sozialismus. Noch heute hat sich Podogorica etwas von diesem Retro-Schick bewahrt.

Als der Autor dieser Zeilen nach dem Krieg zum ersten Mal mit dem Auto in die montenegrinische Hauptstadt fuhr, wurde ihm über Nacht das Nummernschild geklaut. Natürlich wird er nie erfahren, wer es geklaut hat, und es ist ihm bis zum heutigen Tag ein Rätsel, warum es geklaut wurde. Was will man in Podgorica mit einem Zagreber Nummernschild? Natürlich gibt es eine Antwort auf diese Frage, aber wie findet man sie? Seit nunmehr fünfzehn Jahren fährt der Autor mindestens einmal pro Jahr mit dem Auto nach Podgorica, besucht Freunde, geniesst dort  Küche und Landschaft und hofft immer noch, dass ihm einer die Geschichte mit dem geklauten Nummernschild erklärt. Das wird eine aufregende Geschichte werden, es wird lange dauern, sie zu erzählen, denn der Erzähler wird bis an den Anfang zurückgehen, und der Anfang liegt in allen montenegrinischen und podgorischen Erzählungen länger zurück, als es Automobile mit Nummernschildern gibt, reicht tief bis in die Zeiten vor unseren Urgrossvätern. In Podgorica ist die balkanische Variante des magischen Realismus Südamerikas zu Hause. Kein Wunder, dass sich Gabriel García Márquez so stark für Montenegro interessierte, der in den siebziger Jahren einmal Dubrovnik besuchte. Schade, dass Márquez' Gastgeber ihm weder Cetinje noch Podgorica zeigten; die Entfernung ist nicht so gross. Vielleicht wäre er für immer dort geblieben.

©BALKANKARAVAN


DER TEXT «PODGORICA» UND DIE ABBILDUNGEN SIND AUSZÜGE AUS «BETTER LIFE», DER ERSTEN PUBLIKATION DER KULTURPLATTFORM BALKANKARAVAN.

 

BETTER LIFE: WAS IST VON DER UTOPIE JUGOSLAWIEN ÜBRIG GEBLIEBEN? RESIGNATION? NOSTALGIE? REUE ÜBER EINEN VERSPIELTEN TRAUM? ODER WURDEN DIE HOFFNUNGEN UND VERSPRECHEN DER UNABHÄNGIGKEIT EINGELÖST?

GORAN POTKONJAK GING AUF FOTOGRAFISCHE ZEITREISE DURCH DIE EHEMALIGEN TEILREPUBLIKEN UND VERSUCHTE, DIESE FRAGEN ZU BEANTWORTEN. SEINE EINDRÜCKLICHEN BILDER AUS LJUBLJANA, ZAGREB, SARAJEVO, BELGRAD, PRISHTINA, PODGORICA UND SKOPJE TRETEN DABEI IN EINEN DIALOG MIT DEN EXKLUSIVEN TEXTEN VON MILJENKO JERGOVIĆ. MIT EINEM NACHWORT VON ANDREAS ERNST.

ANLÄSSLICH DER DER BUCHPRÄSENTATION AM SAMSTAG 12.09.15 FINDET EIN PODIUMSGESPRÄCH MIT MILJENKO JERGOVIĆ, ANDREAS ERNST UND GORAN POTKONJAK STATT. MODERATION: GEORG HÄSLER SANSANO. ÜBERSETZUNG: EMINA KONJALIĆ.

 

MILJENKO JERGOVIĆ, *1966 in Sarajevo und seit 1993 wohnhaft in Zagreb, ist einer der wichtigsten zeitgenössischen Schriftsteller des exjugoslawischen Raumes. Von ihm sind u. a. auf Deutsch erschienen: «Wolga, Wolga» (Roman, 2009) und «Vater» (Roman, 2010).

ANDREAS ERNST, *1960 in Zürich, ist Journalist und Historiker. Seit 2002 ist er Südosteuropa-Korrespondent der NZZ in Belgrad.

GORAN POTKONJAK, *1968 in Gospić, Jugoslawien, nach dem Studium der Geologie und Paläontologie emigrierte er 1991 in die Schweiz und arbeitet heute als Fotograf. Er ist Initiator, Künstlerischer Leiter und DJ von BALKANKARAVAN.

GEORG HÄSLER SANSANO, *1972 in Bern, studierte klassische Philologie, heute arbeitet er als Fernsehjournalist beim SRF und als freier Autor von Dokumentarfilmen.

BALKANKARAVAN at Moods poster 2014/15 II by Simon Trüb @ www.moire.ch

balkankaravan programme card A5, season 2014/15 II, by Simon Trüb @ www.moire.ch

Sat 17.01.15

In Concert: Bajanski Bal (Basel)

Late Night: Goran Potkonjak

20:30 @ Moods, Zurich
 
 
Sat 14.02.15

In Concert: Divanhana (Sarajevo, BiH)

Late Night: Goran Potkonjak

20:30 @ Moods, Zurich
 
 
Sat 14.03.15

In Concert: Molotow Brass Orkestar (Bern)
Late Night: DJane Spery (Athens) & Goran Potkonjak 

20:30 @ Moods, Zurich
 
 
Sat 11.04.15

In Concert: Pad Brapad (Paris, France)

Late Night: Goran Potkonjak

20:00 @ Moods, Zurich
 
 
Sat 09.05.15

In Concert: Muammer Ketencoğlu & Balkan Journey (Istanbul, Turkey)

Late Night: Goran Potkonjak

20:30 @ Moods, Zurich
 
 
Sat 30.05.15

In Concert: Fanfare Ciocarlia & Adrian Raso (Romania / Canada)

19:00 @ Moods, Zurich
 
 
Sat 13.06.15

In Concert: Süperstar Orkestar (Stockholm, Sweden)

Late Night: Goran Potkonjak

20:30 @ Moods, Zurich
 

BALKANKARAVAN SILVESTER 2015 poster Simon Trüb at Moiré. http://www.moire.ch

Goran Kovačević & Baro Drom Orkestar

Der Akkordeon-Virtuose und musikalische Allrounder Goran Kovačević arbeitet in seinem neuesten Projekt mit dem Baro Drom Orkestar aus Florenz zusammen. Dabei trifft italienisches Temperament auf balkanese, virtuose Leidenschaft! Kovačević und das Orchester begeben sich auf eine musikalische Reise vom rumänischen Hora und dem ungarischen Csardas zur Klezmermusik, bis hin zum Gipsy-Jazz und orientalischen Klängen! Traumhaft schöne Melodien, explosiv, energische Rhythmen – ein mediterran-balkaneses Erlebnis mit improvisatorischen Höheflügen.

Line-up
Goran Kovačević acc, Modestino Musico acc, Vieri Bugli violin, Michele Staino b, Gabriele Pozzolini dr, tamburelli

Balkan is Good For You - Robert Šoko & Goran Potkonjak

Wer in Zürich Balkanparty-Lokalmatador ist, steht ausser Frage: Goran Potkonjak. Die Euphorie an seinen Parties ist einmalig und insbesondere der Balkan Abend am Stall 6 Openair 2013 steckt dem Publikum heute noch in den Tanzbeinen. 

Für die Party vor und nach dem Konzert holt Goran Verstärkung aus Berlin: Kein geringerer als Robert Šoko wird mit ihm den Stall 6 zum kochen bringen. Šoko zog 1990 von Zenica in Bosnien nach Berlin. Er arbeitet als Taxifahrer und hing im Arcanoa, einer Punkkneipe in Kreuzberg ab. Dort fing er 1993 an mit den ersten Balkan Parties. Für 50 Mark und Freibier. In einer Mischung aus Nostalgie und Ironie beschallte er sozialistische Feiertage: Titos Geburtstag, der internationale Frauentag,  Tag der Arbeit. Es kamen immer mehr Leute, die tanzten, tranken und lachten. Robert Šoko erfand nicht nur den Begriff "BalkanBeats", er stellte auch stilprägende Compilations und Alben zusammen. Diese dienen immer noch als Vorlage für jede Balkanparty: Slawische und orientalische Musik, Klezmer, Gypsy Brass und Folk-Melodien kombiniert mit Elektronischen Beats und mit westlichen Stilen wie Ska, Swing oder Rock. Es ist ein Lifestyle, ein Gefühl. Und in den letzten Jahren expandierte es weltweit.

Šokos Partyreihe startete durch, und bis 2009 hatte er das Genre etabliert und begann BalkanBeats Parties in London, Paris und Budapest aufzuziehen. Inzwischen wurde er auch weltweit als DJ gebucht.

Inzwischen gilt seine Musik als Genre. Der Schlüssel zu seinem Erfolg ist sein Talent als DJ, seine Verbindung mit dem Dancefloor und seine Fähigkeit jedes Publikum - seien es Aficionados, Popper, Heavy Metaller usw. - zum ausrasten zu bringen.

Wann?

Mittwoch, 31.12.2014, Türöffnung 21:00 Uhr, Konzert 23:00 Uhr 
Wo?
Stall 6
Gessnerallee 8
8001 Zürich

Preise:
VVK: CHF 35.00 / AK: CHF 38.00
http://www.starticket.ch/0ShowInfo.asp?ShowID=81915&ShowDetails=1

Swiss Graphic Design in Seoul with BALKANKARAVAN posters by www.moire.ch

BALKANKARAVAN at Moods poster/Saison Opening 2014/15 I by Marc Kappeler @ www.moire.ch

EPP Image 2014/15

balkankaravan programme card A5, season 2014/15 I, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

balkankaravan programme card A5, season 2014/15 I, backside, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

BALKANKARAVAN at Moods poster/Saison Opening 2014/15 I by Marc Kappeler @ www.moire.ch

25 JAHRE REITHALLE/ZÜRICH

BALKANKARAVAN BENEFIZ KONZERT für BOSNIEN, SERBIEN & KROATIEN at STALL 6, 7.6.2014

EIN GROSSMÄCHTIGER DANK GEHT AN ALLE, DIE MITGEMACHT HABEN: GORAN KOVAČEVIĆ, IVANA MARTINOVIĆ, LELO NIKA, GORAN VULOVIĆ, MILENA TASIĆ, BISERA TASIĆ, ALI CETIN, CLAW D'HOE CANDYNUTZ, GAVRO NIKOLIĆ, FARUK MUSLIJEVIĆ, ARTHUR FUHRER, ANDREAS MÖTZ, EMINA KONJALIĆ und IVICA PETRUŠIĆ,
UND AN UNSER TREUES GROSSARTIGES PUBLIKUM!
Es war ein wunderschöner und erfolgreicher Abend!

Dank Eurer Mithilfe haben wir dem SRK 5050.00 CHF einzahlen können. DANKE!

balkankaravan programme card A5, season 2013/14 II, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

balkankaravan programme card A5, season 2013/14 II, backside, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

Poster SYLVESTER 2013

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BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: DUBIOZA KOLEKTIV, 23.11.2013, Moods

BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: S.A.R.S., 23.11.2013, Moods

BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: DJEČACI, 23.11.2013, Moods

BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: SHAZALAKAZOO, Stall 6, 22.11.2013

BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: MILJENKO JERGOVIĆ, 19.11.2013, Literaturhaus Zürich

BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: KAL, MOODS, 26.10.2013

BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: RAMBO AMADEUS & THREE GOOLIVERS ON ONE ROAD, MOODS, 26.10.2013

BALKANKARAVAN/CULTURESCAPES BALKAN 2013: VLATKO STEFANOVSKI, MIROSLAV TADIĆ & THEODOSII SPASSOV, St Peter Kirche, Zürich, 22.10.2013

F4 Poster I for CULTURESCAPES FESTIVAL BALKAN 2013, 19.10.-13.12. Photo ©Goran Potkonjak

F4 Poster II for CULTURESCAPES FESTIVAL BALKAN 2013, 19.10.-13.12. Photo ©Goran Potkonjak

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Program Postcards A5 für CULTURESCAPES BALKAN 2013, Photo ©Goran Potkonjak

5 für 4

BALKANKARAVAN CULTURESCAPES Card "5 für 4"
Beim Besuch von 4 der 6 Konzerte aus der Reihe "CULTURESCAPE BALKAN 2013" im Moods, ist der 5. Eintritt frei. Die Karte ist übertragbar und gilt für diese Konzerte: 22.*/23. Okt, 3./23./28. Nov, 9. Dez 2013
*St. Peter Kirche, Zürich

5 für 4, back side

BALKANKARAVAN CULTURESCAPES Card "5 für 4"
(Back Stamp Side)
Beim Besuch von 4 der 6 Konzerte aus der Reihe "CULTURESCAPE BALKAN 2013" im Moods, ist der 5. Eintritt frei. Die Karte ist übertragbar und gilt für diese Konzerte: 22.*/23. Okt, 3./23./28. Nov, 9. Dez 2013
*St. Peter Kirche, Zürich

balkankaravan greeting card, A5

balkankaravan greeting card, A5

BALKANKARAVAN at Moods
poster/flyer 2013/14 I
by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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Ekrem Sajdić & Zlatni Prsti, Set of 5 Postcards A6

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Eugene Hütz / Gogol Bordello & Shantel, ©Goran Potkonjak

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BALKANKARAVAN Portraits

Postcard / Flyer A5, first concert of Boban Marković Orkestar on 22.5.2002 at the Jazz Club Moods in Zürich

WOZ, 29. November 2001

Portrait by Christine Jörin

CULTURESCAPES BALKAN 2013 at MOODS, Zürich

Wir haben die Ehre und das Vergnügen ein Programm für das Culturescapes Festival, das nächsten Herbst in der ganze Schweiz stattfindet, zusammen zu stellen. Das Festival beginnt am 19.10. und endet am 13.12.2013 und wird Kultur aus den Ländern des westlichen Balkans vorstellen. Zusammen mit dem Direktor des Festivals, Jurriaan Cooiman und Gregor Frei von Moods, haben wir ein Musikprogramm der ersten Klasse vorbereitet und man darf sagen, so etwas ist wirklich einmalig!

 

Das detaillierte Programm wird ab September auf der Seite www.culturescapes.ch zu finden sein. Tickets für Veranstaltungen im Moods könnt Ihr auch ab September einzeln oder ein "Alle Balkankaravan Culturescapes Konzerte im Moods Konzertpass" für 220 CHF kaufen. Der gesamte Wert von allen 11 Konzerten an 6 Abenden ist 267 CHF. Zudem ist ein Pass übertragbar. Zahl der "Alle Balkankaravan Culturescapes Konzerte im Moods Konzertpass" ist auf 200 Stück begrenzt.

 


Sa 21.09.13
In Concert: Mostar Sevdah Reunion / season opening
Late Night: DJ Rane & Goran Potkonjak
20:30 @ Moods, Zürich

 

Sa 19.10.13
CULTURESCAPES BALKAN / opening evening Basel
In Concert: Traktorkestar
Late Night: Goran Potkonjak
20:00 @ Theater Basel 

Di 22.10.13
CULTURESCAPES BALKAN
In Concert: Vlatko Stefanovski, Miroslav Tadić, Theodosii Spassov
20:00 @ St Peter Kirche, Zürich

Sa 26.10.13
CULTURESCAPES BALKAN / opening evening Zürich
In Concert: Rambo Amadeus & Three Goolivers on One Road / KAL
Late Night: Goran Potkonjak
20:30 @ Moods, Zürich

 

So 03.11.13
CULTURESCAPES BALKAN
In Concert: Damir Imamović Sevdah Takht / Svetlana Spajić Group
19:00 @ Moods, Zürich

 

Mo 18.11.2013
CULTURESCAPES BALKAN
Lesung mit Miljenko Jergović
20:00 at Literaturhaus Zürich

 

Sa 23.11.13
CULTURESCAPES BALKAN
In Concert: Dječaci / S.A.R.S. / Dubioza Kolektiv
Late Night: DJ No Sikiriki & Goran Potkonjak
20:30 @ Moods, Zürich

 

Do 28.11.13
CULTURESCAPES BALKAN
In Concert: Maja Osojnik Band
20:30 @ Moods, Zürich

 

Mo 09.12.13
CULTURESCAPES BALKAN
In Concert: Bojan Z / Tamara Obrovac Transhistria Ensemble
20:30 @ Moods, Zürich

balkankaravan greeting card, A5

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balkankaravan flyer A7, Silvester 2012/13, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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balkankaravan programme card A6, season 2012/13 II, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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balkankaravan posters, season 2012/13 II

20 JAHRE MOODS, Sonderbeilage vom Mittwoch, 28.11.2012, Tages Anzeiger

text by ©Sarah Bleuler

Der Zirkusdirektor

Goran Potkonjak veranstaltet seit Jahren Balkankaravan im Moods. Zürich ist eigentlich nur Zwischenstation.

Irgendwann brauchte Goran Potkonjak ein Foto von sich. Eines, das den Mann hinter Balkankaravan zeigt. Er installierte seine Kamera und rief seine Mutter. Mama Potkonjak betätigte verunsichert den Auslöser, schaute auf das Bild und bemerkte: „Du siehst aus wie ein Zirkusdirektor.“

„Treffender hätte sie es nicht ausdrücken können“, sagt Goran Potkonjak. Er beschreibt sich selber als Zirkusdirektor, wenn er über seine Balkan-Abende im Moods spricht. Als Beispiel dafür steht die visuelle Sprache von Balkankaravan. Goran Potkonjak hatte eine Idee von musizierenden Tieren im Kopf, angelehnt an die Bremer Stadtmusikanten, eine Geschichte die man sich auch im Balkan erzählt. Diese Idee war der einzige Input an Grafiker Marc Kappeler der Agentur Moiré. Und: „Mach was, das man ins Museum hängen kann.“ Kappeler entwickelte eine mehrfarbige Schrift und in Zusammenarbeit mit der Illustratorin Claudia Blum eine Parade von fünf musizierenden Tieren. Goran sagt, die künstlerische Freiheit sei entscheidend: „Ich könnte einem Seiltänzer seine Nummer auch nicht vorzeigen“. Kappeler erledigte seinen Auftrag: Das Museum für Gestaltung nahm die Plakate in seine Sammlung auf, und einige der Arbeiten waren 2012 im Rahmen der Ausstellung „100 Jahre Schweizer Grafik im Museum für Gestaltung Zürich“ zu sehen.

Harter Start auf Sofas von Bekannten

Goran Potkonjak, 44, Bart, lebendige braune Augen, verheiratet, erzählt viel und schnell. Selbstbewusst, stolz und stilvoll tritt er auf. Er bedient sich oft englischer Ausdrücke, ein feiner Akzent verrät seine serbokroatische Herkunft. Potkonjak wuchs in Zagreb auf, 1991, ein halbes Jahr bevor in Teilen des heutigen Ex-Jugoslawiens der Krieg ausbrach, entschied sich der gelernte Fotograf seine Heimat zu verlassen. „Ich hatte früh gespürt, dass mein Platz woanders ist“, erzählt er. Sein Vater begleitete ihn auf der Reise nach Europa, zusammen fuhren sie los. Richtung: Westen. Ziel: Irland. Im Auto hörten sie Yello. Musik aus Zürich, aber das wussten sie gar nicht. In der Schweiz gefiel es Goran Potkonjak ganz gut, und als sein Vater zurück nach Zagreb fuhr, blieb er in Zürich. Es dauerte seine Zeit bis er sich eingelebt hatte und sich heimisch fühlte. „Der Start war tough, er hat mich geprägt“, sagt Goran. Er war ständig unterwegs, schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, schlief auf Sofas von Bekannten.

Geprägt hat Goran Potkonjak auch die Musik, schon in Kroatien war sie ein wichtiger Bestandteil seiner Jugend. „Mitte der 80er hörten wir Depeche Mode, U2 und die Dead Kennedys. Wir waren 16 Jahre alt und obercool“, erzählt er: „Als ich damals zum ersten Mal traditionellen Balkan Brass aus Südserbien entdeckte und diesen meinen Freunden zeigte, erntete ich nur mitleidige Blicke und hämische Kommentare.“ Schnell steckte der junge Potkonjak die Kassetten weg.

Zehn Jahre nach seiner Ankunft in Zürich arbeitete er neben seiner Tätigkeit als Fotograf im Restaurant La Salle. Eines Abends hörte er per Zufall nebenan im Moods ein Balkankonzert. Erinnert an seine Entdeckung der Jugend „und nicht mehr ganz so obercool“ realisierte er, dass die Zeit reif war. Er packte seine Fotoausrüstung und ging nach Serbien auf Recherche. An einem Brass Band Festival im westserbischen Guča, entdeckte er das Boban i Marko Marković Orkestar, 2002 spielte dieses auf seine Initiative zum ersten Mal im Moods.

Mit 37 Jahren versuchte sich Goran Potkonjak zum ersten Mal als DJ. Was er hörte, beflügelte ihn, er wollte schon Shantel, den King of Balkan-Pop, um einen halbstündigen Slot an seiner Bucovina Club Party im Xtra bitten. Doch er hatte die Rechnung ohne Daniel Schneider gemacht, dem damali-gen Programmleiter des Moods: „Warum im Xtra und nicht bei uns im Moods?“ So kam es, dass Goran Potkonjak sich auf dem Nachhauseweg ein Konzept zurechtlegte und zusagte.

Goran Potkonjak und das Moods: Er nennt es eine „lange Liebesgeschichte“. Pünktlich zur Eröffnung des Jazzclubs in Selnau kam er nach Zürich und war schon vor 20 Jahren regelmässiger Besucher. „So was wie mit dem Moods, das passiert mir nur einmal im Leben“, ist er überzeugt. Dass er heute traditionelle Balkanmusik im Zürcher Konzert- und Clubleben hö-ren und spielen darf, mache ihn glücklich. Er findet so seine Wurzeln in einer anderen Welt, die er inzwischen seine Heimat nennt, wieder. Und wenn sogar Schweizer Musiker Einflüsse aus dem Balkan aufnehmen und in ihre Musik implementieren, so sei das für ihn das Grösste.

Während Shantel und sein Bucovina Club im Xtra inzwischen der Lollipop Party weichen mussten, steht Zirkusdirektor Goran Potkonjak im Moods noch immer regelmässig hinter den Plattentellern. Und sorgt dafür, dass die Leute in seiner Manege tanzen.

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20 JAHRE MOODS, Sonderbeilage vom Mittwoch, 28.11.2012, Tages Anzeiger

Redaktion und Produktion: Nicola Brusa, Rona Diem, Sarah Bleuler

Grafik: Marietta Eugster und David Keshavjee

Auflage: 227 000 Stück

Boban i Marko Marković Orkestar. Eine Begegnung der anderen Art.

17.11.2012, Moods, Zürich

Als Sohn eines Dorfmusik-Trompeters bin ich mit Blasmusikkapellen, Brassbands und Orchestern aufgewachsen. Mein Vater nahm mich an unzählige Konzerte mit und noch heute trage ich die Faszination für Blasmusik in mir. Über die Jahre habe ich verschiedene Bands mit Bläsern gesehen, von den kultigen Tower of Power, den funkigen Earth, Wind and Fire, über Steve Winwood mit Arturo Sandoval bis hin zu den lokalen Funkhelden der Formation "Starch" aus Kirchberg. Dabei haben mir immer die Bläsersections grosse Freude gemacht.

Was mich aber am 17.11. im Moods erwartete, ist eine Begegnung der anderen Art: Gefühlte 30 Grad, feuchte Stimmung an der Bar und vor der Bühne. Und auf der Bühne eine Brassmaschine, wie ich sie noch nie erlebt habe. Mit schierer Präzision, einem unglaublichen Druck und Gespür für Tempiwechsel spielen sich die 13 Bläser des Boban i Marko Marković Orkestar um Kopf und Kragen. Eine zusammengeschweisste Einheit von absoluten Profis an den Trompeten, Flügel- und Tenorhörnern, angefeuert von der unerhört tighten Rhythus-Section mit Drums und Percussion. Während sich Boban Marković dezent im Hintergrund hält und zufrieden lächelnd und mit grosser Würde die Band führt, füllt sein Sohn Marko die Bühne mit einnehmender Präsenz und ansteckender Energie. Was der 24-jährige auf seinem Instrument macht, ist höchste Kunst. Es sind nicht nur sein unglaublicher Ansatz in den höchsten Höhen, sondern die Art und Weise, wie er den Klang seiner Trompete verändern kann, so dass man sich bald in einem türkischen Bazar fühlt, um kurz darauf wieder von messerscharfen Staccati an die Wand gedrückt zu werden. Ich wusste schlicht nicht, dass man Trompete auf so eine Weise spielen kann. Marko hat eindrücklich bewiesen, dass er sein Instrument vollends beherrscht und daraus neue Klänge zaubern kann.

Das Konzert von Boban i Marko Marković Orkestar war für mich das Konzert des Jahres 2012. Eine immense Spielfreude, irrsinnigen Melodien und Solis, befeuert von der Energie von 13 Bläsern. Schlicht und ergreifend: Des i a Wahnsinn!

text by ©Fabio Müller

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balkankaravan programme card A5, season 2012/13 I, by Marc Kappeler @www.moire.ch

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balkankaravan posters, season 2012/13 I, by Marc Kappeler @www.moire.ch

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2011/12 II
by Ruth Amstutz & Marc Kappeler @ www.moire.ch

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Balkankaravan CD Edition

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2011/12 I
by Simon Trüb & Marc Kappeler @ www.moire.ch

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balkankaravan after party, flyer A7, 2010

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balkankaravan flyers A7, 2010/11 II

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2010/11 II
by Simon Trüb & Marc Kappeler @ www.moire.ch

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2010/11 I
by Marc Kappeler @ www.moire.ch

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2009/10 II
by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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balkankaravan flyer A7, balkankaravan special, by Marc Kappeler @ www.moire.ch

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2009/10 I
by Marc Kappeler @ www.moire.ch

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2008/09 II
by Marc Kappeler @ www.moire.ch

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balkankaravan flyer A7, saison 2008/09 I

balkankaravan at Moods
poster/flyer 2008/09 I
by Marc Kappeler @ www.moire.ch